Christian Vetter

Text – Werke – CV

Die Negation der Negation

Christian Vetters Spiel mit dem linguistischen Ausdruck der doppelten Negation durchzieht seine konzeptuelle künstlerische Auseinandersetzung mit Malerei. Ist nun mit der doppelten Verneinung Affirmation oder doch eine verstärkte Negation gemeint? Zwei Negationen annullieren sich, so dass Affirmation ausgedrückt wird. Zwei Negationen können aber auch diese Eliminierung umgehen und den Effekt der Verneinung verstärken, die Negation kann also eine erneute Negation erfahren...

Spricht Christian Vetter mit dem Ausstellungstitel auf die vermeintliche Abwesenheit von Malerei an? Deren Negation wird in der Ausstellung explizit, folgt doch Christian Vetters künstlerische Bildfindung über die die Leinwand begrenzende, zweidimensionale Fläche hinaus. An die Stelle der grundierten Leinwand, setzt er dicke schwarze Stoffe als Bildträger ein und lässt mit brüchigen Skulpturen die Malerei in eine flüchtige Installation überführen. Die an mit Leinwand bezogene Keilrahmen erinnernde Konstrukte bestehen aus fragilen rohen Dachlatten, mit blickdichtem, schwarzem Molton teilweise überzogen und notdürftig mit Bostitchklammern befestigt.

Ein Quader, die Konstruktionsnähte nach aussen gestülpt, versperrt dem Besucher den Zugang in sein Inneres. Ein raumhohes, instabiles Gebilde erinnert an einen funktionslos übrig gebliebenen Raumteiler. Eine an die Wand gelehnte Holzkonstruktion nimmt die Struktur der Fenstersprossen auf. In ihrer kruden, minimalen Ausformulierung verweisen die Werke auf die Formen der architektonischen Umgebung. Verstärkt wird der Verweis durch die zahlreichen Leuchtstoffröhren, die mit Tageslichtfarbe die Gesamt-installation neu ausleuchten und den Raum samt Wand- und Bodenzeichen Teil des Konzeptes werden lassen.

Die Werke von Christian Vetter sind gegen Deutungen abgeschlossen. Doch die Nähe zum Alltag wird bewusst mit armen und handelsüblichen Materialien inszeniert. Grundsätzliche Überlegungen zur Voraussetzung von Malerei schwingen mit, geben aber auch mit dem ortspezifischen Charakter des ehemaligen Betreibungsamtes Gelegenheit, Gedanken über das Verhältnis von Kunst und Kapital anzustellen.

Nadia Veronese